Donnerstag, 10. Juni 2010

Heimreise der Heimatlosen

Ich bin noch nicht bereit es anzuerkennen oder auszusprechen, aber leugnen wird in den nächsten Tagen schwierig werden. Kurz gesagt - es ist vorbei. Die Klausuren sind geschrieben, die Freunde verabschiedet, die Kücheneinrichtung verschenkt, die Koffer gepackt und der Zug bestiegen.




Bye Ladies, Bye blue gate, bye Poitiers...



heartwarming



Ich bin jetzt also wieder Berlin. 33 Grad und Sonne. Es ist gnädig mit mir; präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Ganz weit auf hat es seine Arme gemacht. Und selbst im Zoo (Ja, erste Amtshandlung: Jahreskarte vom Zoo besorgt) ist die Liebe ausgebrochen. Knut ist schwer verliebt am Planschen mit seiner italienischen Gespielin, die Strauße haben letzte Woche die Eierschalen genackt und kleine Federbälle (OBACHT, man bemerke den Wortwitz) geworfen und die Nashörner,... na die üben noch.









Ich mag noch nicht viel erzählen, weil ich zwar physisch, jedoch noch nicht vollkommen geistig wieder hier bin. Jeder Tag wird das langsam ändern und ich weiß, meine Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen.

Ich mache mich jetzt notgedrungen an die nächste Herausforderung - Koffer auspacken. "Koffer" ist plural in diesem Fall. Nervt jetzt schon.


Geht später jemand mit mir Schwimmen?! Im Sommergewitter?

Es küsst
Ella

Dienstag, 1. Juni 2010

Ausnahmezustand

Der Begriff Ausnahmezustand hat mehrere Bedeutungen. Die relevantesten ihrer Art werden im Folgenden genauer beleuchtet.

1. 'Als Ausnahmezustand wird ein Zustand bezeichnet, in dem die Existenz des Staates oder die Erfüllung von staatlichen Grundfunktionen von einer maßgeblichen Instanz als akut bedroht erachtet werden.' So so, das sagt also Wikipedia dazu; oder eben Lieschen Müller auf Wikipedia. Hat mit meiner aktuellen Situation reichlich wenig zu tun. Horsts Rücktritt möchte ich dann doch nicht so viel Bedeutung beimessen.

2. Der Duden hat in seiner Definition einen Verweis, der mich schon eher aufhorchen lässt: a) →vgl. Ausnahmesituation; b) (Staatsrecht) in Ausnahmesituationen, wie sie z. B. durch...

Eine Ausnahmesituation. Tja, was ist eine Ausnahmesituation?

Wenn der FC Bayern im Championsleaguefinale gegen Inter antritt mit der einmaligen Chance auf einen Triple-Sieg in allen entscheidenden Wettbewerben? Hm, oder doch eher die vier deutschen Mädels, die sich im sommerlichen Poitiers nach einem gemütlichen Grillabend (dank moderner Technologie im Freien und auf Kristinas Mäusekino Laptop mit ruckeligem Livestream, aber man will ja nicht mosern) von genau dieser Begegnung dankend vom Lernen abhalten lassen:


Kinder, die WM geht in 10 Tagen los, also muss ja schon mal geübt werden!

Ein andere Ausnahmesituation ist die, dass heute Weltkindertag ist. Ich bin allerdings dafür, dass das jeden Tag der Fall sein sollte, also küsst und herzt eure Kinder, seid nicht allzu böse heute mit dem kleinen Jan, wenn er die Keramikvase zerdeppert und streichelt der vierjährigen Heulsuse vor dem Eisstand mit einem Lächeln über die Stirn. Und liebt eure Kinder. Selbst wenn sie schon 27 Jahre alt sind. Und: da tut ein Eis auch manchmal gut. Wir lieben euch nämlich auch. Jeden Tag.

Manche Menschen haben auch heute Geburtstag. Für die ist heute auch Ausnahmezustand. Alles Gute, mein Herz!

Und für mich, ja für mich ist Ausnahmezustand, weil ich eigentlich irgendwo zwischen hier und dort bin, in einer Woche schon wieder umziehe, parallel jeden Tag und jede Nacht lerne, Kaffee zwischendrin intravenös zu mir nehme, Dinge über New Media Marketing weiß, deren Existenz nicht nur zweifelhaft sondern auch bedingungslos unnötig ist (Die SMCRE- Formel???), und in einem Klausurmarathon ab morgen in 3 Tagen 6 Klausuren schreiben muss. Aber so ein Doppel-master Degree wird einem ja schließlich nicht hinterhergeworfen. (?) Jedenfalls macht es Spaß! Ich wage zu behaupten, dass ich mit dieser Ansicht im gesamten Studiengang eine Minderheiten-Position einnehme, aber das ist mir doch wurscht. Es ist alles genau richtig für mich, ich genieße es. Es ist das letzte Mal und wenn am Freitag der Sommer zurück nach Poitiers kommt, dann gehe ich um 16 Uhr aus meiner letzten Klausur raus, sitze in der Sonne und sage mir "Das haste fein gemacht, Mädchen!" Ganz egal, wie die Klausuren laufen. Ich liebe es jetzt schon. Jeder kennt das Weg-Ziel-Sprichwort. Ick weiß jetzt was die meinen!

Meine neue Berufsbezeichnung ist übrigens "Experience-Collector". Ich "collecte" jetzt noch bisschen weiter.

Ella, die Große


P.S.: Daumen drücken ab morgen früh wird sehr gerne genommen, trotz der positiven Einstellung. So unrealistisch bin ich dann doch nicht...